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Leseprobe Die Goldene Finte
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Gott sei Dank – Thorston hatte die Zugfahrt überlebt. Sie hatte vor drei Stunden mit einem hart ausgefochtenen Sitzplatz-Krieg der Passagiere begonnen und setzte sich mit verstopften Toiletten in sämtlichen Abteilen fort, wodurch die Träger einer Pampers eindeutig die Sieger dieser Fahrt waren. Die ausverkauften Fritten auf halber Strecke waren heute also eher die kleinere von allen Katastrophen, die sich auf einer Fahrt von Wolfsberg nach Maremünde ereignen konnten. Erlebt hatte Thorston sie schon alle.
Der Zug fuhr langsam in den Hafenbereich ein. Thorston hatte zwar keinen Fensterplatz ergattern können, weil er nicht der Typ war, der sich um etwas stritt, aber dennoch konnte er endlich das erste Kreuzfahrtschiff dieses Sommers durch das Zugfenster erblicken. Majestätisch lag es am Kai und ragte wie ein weißer Riese in den blauen Himmel – oder eher wie eine Riesin, denn der Zug zog nun ganz nah an dem gigantischen Bug mit dem Namenszug »Lilibeth« vorbei, dem ein langer, glänzender Rumpf
folgte. Noch nie war er mit so einem Schiff gereist. Das war einfach viel zu teuer. Aber die Schiffe aus dieser Nähe anschauen zu können, war auch schon etwas ganz Besonderes, auf das er sich jedes Jahr freute.
Der Zug schob sich die letzten Meter bis ans Gleisende und kam mit einem kleinen Ruck zum Stehen. Die ungeduldigen der Passagiere, die sich schon seit einer gefühlten Ewigkeit mitsamt ihrem Gepäck in den Durchgang gepresst hatten, krallten sich in die blauen Kopflehnen und schwankten vor, zurück und wieder vor. Thorston lehnte sich etwas weiter zu seiner schlafenden Sitznachbarin rüber, um vom Gang aus nicht von der verdächtig müffelnden Tier-Transport-Box, aus dem ihm eine zerzauste Katze entgegenfauchte, erschlagen zu werden.
Endlich hatte der Zug alle Gäste ausgespuckt. Thorston griff seine Sporttasche aus dem Fach neben dem Ausstieg und betrat den Bahnsteig. Alle vier Böddichs hatten dort auf ihn gewartet, entdeckten ihn nahezu gleichzeitig und kamen ihm als fröhliche kleine Meute entgegengelaufen: Finn, Tante Tine und Onkel Jochen mit Svea auf dem Arm.
»Jo, Thorston, Alter, was geht? Alles klar?« Finn gab ihm einen Check und drückte ihm eine Flasche Wasser in die Hand. Letztes Mal waren nämlich nicht nur alle Fritten weg gewesen, als Thorston am Tresen endlich an die Reihe gekommen war.
»Toll, dass es doch noch geklappt hat!« Tante Tine drückte ihn fest. »Jetzt bist du endlich da und kannst volle zwei Wochen bleiben!«
Onkel Jochen strubbelte ihm durch das Haar, das Svea anschließend wieder glattstrich. »Dann kann der Sommer ja losgehen! Gib mir mal deine Tasche, liebster Neffe.«
Wie jeden Sommer verstaute Onkel Jochen Thorstons Reisegepäck in seinem Fahrradanhänger, in dem auch Svea Platz fand. Für Thorston hatten sie natürlich auch wieder ein Fahrrad dabei und die erste Tour durch Maremünde ließ ihn erleichtert und glücklich aufatmen, um danach tief in die beste Zeit des ganzen Jahres eintauchen zu können. Über die Wintermonate kamen ihm zwar manchmal Zweifel, ob er wirklich wieder willkommen sein würde bei seinem Cousin, aber sobald Finn, Tante Tine, Onkel Jochen und Svea ihn in Empfang nahmen, waren solche Gedanken wie weggespült. Es war einfach wunderbar, hierher zu kommen.
Hintereinander schoben sie die Räder durch die Menschenmengen am kleinen Bahnhof und schlängelten sich danach durch den Urlauberstrom am alten Hafen. Schließlich stiegen sie auf und fuhren vorbei an kleinen Läden, bunten Hausfassaden, gut be-suchten Straßencafés und der hübschen Kirche auf dem Marktplatz, deren goldene Wetterfahne sich tatsächlich oben auf der Turmspitze mit dem Ostseewind drehte. Noch dreimal abgebogen und schon waren sie zu Hause – im schönsten Haus des Eichhörnchenwegs, das ganz am Ende der kleinen Straße vor einem Laubwäldchen lag und einen fröhlichen Garten hatte, der grün, lila, gelb und rosa blühte und dennoch nicht danach aussah, als würde er Tante Tine und Onkel Jochen jemals Arbeit machen.
So schnell das Mittagessen gezaubert worden war, war es auch verputzt. Finn öffnete den Kühlschrank, um für jeden einen Himbeerjoghurt als Nachtisch herauszunehmen.
»Und? Was wollt ihr heute noch machen?« Onkel Jochen sah Finn und Thorston mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Wir gehen gleich ins Bermuda-Dreieck zur neuen Eis-Diele«, antwortete Finn und schleckte den Joghurtdeckel ab. »Mit Piaphong, Max und Anna-Lena. Dort gibt' s 'ne Kugel Regentropfen oder Möwenschiss und dann zeigen wir Thorston die Tipanik.«
Thorston verzog angewidert das Gesicht.
»Möwenschiss schmeckt richtig gut«, versicherte Finn. »Zitroneneis mit Salmi-Stückchen – total lecker!«
»Und die Eis-Diele heißt Bermuda-Dreieck?«, fragte Thorston.
»Nö, so nennen meine Kumpels und ich jetzt immer den Bereich an der Promenade, in dem unser Taschengeld regelmäßig verschwindet.« Finn grinste.
»Wollt ihr euch nicht die Enthüllung der Goldenen Finte ansehen?«, fragte Tante Tine, während sie Svea mit einem Küchentuch einen Rest Kartoffelpüree vom Mund wischte.
»Na, logo sehen wir sie uns an. Als Angler kann ich mir ja schließlich keinen Fisch entgehen lassen.«
»Das hätte mich auch gewundert«, sagte Tante Tine und begann, die Werbebeilagen aus der Zeitung zu ziehen, um sie direkt wegzuwerfen, während Onkel Jochen die Teller in den Geschirrspüler räumte.
»Dann solltet ihr euch nicht mehr allzu lange Zeit lassen.« Tante Tine schob Thorston und Finn den »Zenit« über den Tisch.
Finn las aus der Zeitung vor: »Feierliche Enthüllung der Goldenen Finte – heute um 15.00 Uhr auf dem Marktplatz von Maremünde.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Los, komm, wir hauen ab!« Er sprang auf und zog Thorston durch die Küchentür nach draußen.
Hier war alles ganz anders als in Wolfsberg und trotzdem fühlte sich Thorston sofort wieder wie zu Hause. Oder war es gerade deswegen? In Wolfsberg fühlte er sich nicht wirklich heimisch, obwohl er schon immer dort gewohnt hatte. Bloß in den Ferien kam er da mal weg, denn die verbrachte er eigentlich immer bei seinem Cousin. Aber nur, wenn Finn und er zur gleichen Zeit Ferien hatten. Letzten Sommer war das gerade mal eine Woche gewesen. Die restlichen fünf Wochen hatte er sich langweilen müssen. Dabei würde er den Weg auch für die kurze Zeit eines Wochenendes auf sich nehmen. Aber der Ticketpreis sei dafür zu hoch, meinte sein Vater, der sich schon jeden Monat über die Miete ihrer Zwei-Zimmer-Wohnung aufregte und sowieso immer alles viel zu teuer fand.
Onkel Jochen und Tante Tine hatten im Gegensatz zu ihnen ein ganzes Haus mit ausgebautem Spitzboden und einem so großen Garten, dass sogar eine Kastanie darin hatte wachsen können. Von der riesigen Couch aus hatte Thorston sie schon oft durch die bodentiefen Fenster betrachtet und einmal in den Herbstferien ihre Kastanien aufgesammelt. Sechs von ihnen hatte er noch immer in seiner Nachttischschublade liegen. Erst waren sie ganz glatt gewesen. Und wenn er sie in die Hand genommen hatte, hatte er einen feinen, seidig-zarten Film auf den Fingerspitzen gespürt. Inzwischen waren die Kastanien zwar hart und knöcherig geworden, aber er strich trotzdem jeden Abend gern über ihre trockene braune Haut, bevor er schließlich das Licht ausknipste.
Finn und Svea hatten ihre Kastanien auch noch aufbewahrt. Sie lagen noch immer in der kleinen getöpferten Schale in dem großen Bücherregal. Thorston hatte bei seiner Ankunft unauffällig danach geguckt. Alle sechs Kastanien waren noch da.
Dieses Haus war ein gemütliches Nest, das er am Ende seines Besuchs immer nur ungern wieder verließ. Im hinteren Bereich des Wohnzimmers hing sogar ein Korbsessel von der Decke.
Sein Vater und er hatten nicht einmal ein Wohnzimmer. Jeder bewohnte einfach sein eigenes Zimmer. Da sein Vater viel arbeitete, war ein Wohnzimmer tatsächlich auch nicht nötig. Aber einen Balkon besaßen sie, der von der Küche aus zu betreten war und ein paar Töpfe mit Radieschen und Schnittlauch beherbergte. Allerdings musste Thorston sich ganz allein um deren Pflege kümmern, das hatte sein Vater ihm bei der Anschaffung deutlich angesagt und da fast so einen Wirbel drum gemacht, als hätten sie sich eine Horde Haustiere zugelegt.
Onkel Jochen hatte mehr Zeit zu Hause zu sein als sein älterer, wenn auch kleinerer Bruder. Er arbeitete als Mathe- und Physiklehrer an einer Schule in der Stadt und hatte daher genauso oft frei wie Finn. Tante Tine war gerade dabei, sich eine andere Arbeit zu überlegen. Sie hatte zwar einen guten Job, aber sie meinte, dass es Zeit für etwas Neues wäre, also war sie unentwegt dabei, an ihrer Idee von einem eigenen kleinen Geschäft zu feilen. Und Svea, die ihrem großen Bruder mit ihren drei Jahren erstaunlich selten auf die Nerven ging, war gerade in den Kindergarten gekommen und begeisterte sich für alles, was kleiner als eine Maus war und mehr als vier Beine hatte.
Während sie den Eichhörnchenweg entlangliefen, sog Thorston die milde, feuchte Luft der Ostsee tief durch seine spitze Nase ein. Die warmen Sonnenstrahlen breiteten sich auf seiner blassen Haut aus und der Klang von Vogelgesang und Blätterrauschen strömte ihm in die Ohren. Oder hörte er da schon die Wellen der Ostsee brausen? Hier in Maremünde klang einfach alles nach Meeresrauschen, selbst die Cabrios der Hotelgäste auf der Parkallee. Wie eine satte Meereswelle glitten sie auf der breiten Straße unter den mächtigen Bäumen dahin und verschwanden schließlich im Grün der Umgebung.
Jetzt mussten sie noch geradeaus durch den Kurpark mit seinen prächtigen Bäumen und blühenden Rabatten laufen und schon tauchten sie neben dem größten Hotel an der Promenade, dem »Alosa«, im Treiben der Besucher auf.
Piaphong, Max und Anna-Lena spielten gerade eine Partie Riesen-Schach auf einem Feld, das schwarz und weiß zwischen bunte Blumenbeete gepflastert worden war.
»Mann, Pia«, beschwerte sich Max, »es bringt echt keinen Spaß, gegen dich zu spielen. Immer das Gleiche.« Er kickte seinen weißen König um, brachte ihn aber gleich wieder in Startposition.
»Hey Max, alte Heulboje, hast schon wieder abgelost?«, neckte ihn Finn.
»Ja und?! Mach's doch besser!« Max streckte ihm die Zunge raus.
»Nö, danke, ich zieh mir lieber 'ne Kugel Möwenschiss rein. Wer kommt mit?«
Max gab Finn ein High Five und war anscheinend nicht wirklich beleidigt. Er war so groß wie Thorston, hatte rote Haare und auf seiner Nasenspitze, die voller Sommersprossen war, saß eine Brille. Piaphong war einen halben Kopf größer und trug trotz des guten Wetters eine lange Hose. Um seinen Hals hing eine Kamera, die ziemlich teuer aussah. Zusammen mit Anna-Lena waren sie Finns beste Freunde. Spätestens seit Timi aus Wolfsberg weggezogen war, konnte Thorston nur noch Finn seinen engsten Freund nennen. Timi und er waren zu Kindergartenzeiten Nachbarn und beste Freunde geworden. Schrecklich war der Tag gewesen, als Timi ihm vom Umzug nach Wiesbaden erzählt hatte. Gerade mal eine Woche hatten sie da noch Zeit gehabt, bis Timis Eltern mit ihm auf und davon waren. Aber Thorston konnte es ihnen kaum verübeln. Er würde auch aus Wolfsberg abhauen, wenn sein Vater und er die Chance dazu hätten. Das einzig wirklich Spannende an Wolfsberg war sein Name, dabei gab es dort ja nicht mal Wölfe. Selbst die machten einen Bogen um diese Stadt der Ödnis. Aber sein Vater war einer von drei Leuten bei Klempnerei Klemm und meinte, er sei für den Betrieb unverzichtbar. Außerdem könne man es auch schlechter ha-ben als mit einem Spatz in der Hand. Die Taube auf dem Dach würde in den meisten Fällen nämlich genauso schnell verschwinden wie Timi und seine Eltern.
»Aber wenn der Spatz dir einfach in die Hand kackt?!«, hatte Thorston da unter Tränen geschrien, weil ihn die Nachricht vom Umzug einfach so kalt erwischt hatte.
Zusammen hatten er und Timi noch versucht, dessen Eltern zu überreden, in Wolfsberg zu bleiben, aber sie meinten, in Wiesbaden sei der Job besser, die Umgebung interessanter und sogar das Wetter schöner …
Auch hier war alles schöner: Maremünde war ein kleines Städtchen, in dem man sich kaum verlaufen konnte, und dennoch war immer etwas los. Zum Beispiel hatten die Geschäfte sogar sonntags geöffnet, sodass einem nie die Vorräte oder das Klopapier ausgehen konnten. Und am Strand gab es jedes Jahr irgendetwas Cooles wie Kite-Surfing-Meisterschaften oder ein Skimboard-Becken. Darin konnte man auf einer Art Mini-Surfbrett eine dreißig Meter lange Bahn entlanggleiten. Außerdem kam täglich mindestens ein riesiges Kreuzfahrtschiff im Hafen an und entließ zahlreiche Passagiere aus aller Welt, die beim Aussteigen einer Ameisenstraße ähnelten. Thorston hatte schon alle möglichen Sprachen auf der Promenade gehört, weil anscheinend selbst Leute aus China mal sehen wollten, wie wundervoll es hier war. Einmal waren fünf Kreuzfahrtschiffe an einem Tag eingelaufen! Die Schiffshörner der weißen Riesen konnte man abends bis ins Bett hören und auch die klangvollen Antworten der kleineren Schiffe, vor allem wenn die Balkontür in den warmen Sommernächten offen stand. Es war, als würden sie ihm mit ihren sonoren Tönen eine gute Nacht wünschen, und er fühlte sogar, wie das Bett dabei kurz vibrierte, bevor er sanft in den Schlaf sank.
Zum Anleger der großen Pötte gelangte man durch den alten Hafen mit seinen sachte schaukelnden Booten und deren altmodischen Namen. Wenn man am Wasser entlanglief, las man die Namen irgendwie automatisch, es ging gar nicht anders. Dass die Boote Namen wie »Elfriede« und »Wilhelm« hatten, lag vermutlich daran, dass sich nur Rentner sowas leisten konnten. Sein Vater sagte zumindest immer, dass ihm diese ganzen reichen Senioren tierisch auf den Keks gingen, wenn sie sich über die Klempnerrechnung beklagten, nachdem er ihnen »ihr dickes Portemonnaie aus der veredelten Kloschüssel gefischt« hätte, weil sie wohl zu dämlich seien, es vor der großen Show auf Klo aus ihrer Gesäßtasche zu entfernen. Die Boote ruhten vor den bunten Kapitänshäuschen, in denen heute gar keine Kapitäne mehr zu finden waren, sondern kleine Geschäfte, die Kleidung, Spielzeug und Souvenirs anboten. Jedes Haus hatte eine andere Farbe und eine andere Giebelform, aber fast alle hatten einen blumengeschmückten Balkon oder sogar eine Dachterrasse. Am Ende des alten Hafens ragte ein Leuchtturm schlank und umringt von zwei Galerien, von denen aus man eine tolle Aussicht auf das Meer und den Ort hatte, mit einer grünen Kupferkuppel in den Himmel. Gleich neben dem Leuchtturm befand sich der »Rochen« – ein gläsernes, rundes Gebäude, dessen Dach in seiner geschwungenen Form an einen eben solchen Meeresbewohner beim Unterwasserfliegen erinnerte. Hier begann der große Marktplatz, der sich zwischen einer weiteren Ladenzeile, ein paar kleineren Hotels, dem großen Hotel Alosa und dem Ost-seestrand ausbreitete. Die Promenade, die den Marktplatz von den Dünen und dem feinen Sandstrand trennte, führte an den wehenden Fahnen des Hotels Alosa vorbei zu wunderschönen Villen, die aufgereiht wie große weiße Perlen die Promenade säumten. Rhododendren, Hortensien und Buchsbäume zierten die Gärten und Balkone.
Aber es gab hier nicht nur den Strand und die Promenade. Im Ortskern stand die kleine, aber dennoch mit Turm und hohen Fenstern ausgestattete Kirche umgeben von einem Angelshop, einem Supermarkt, einer Apotheke, der Post und einer Bank. Auch das Rathaus befand sich hier und lag direkt gegenüber der bogenförmigen Holztür des Gotteshauses. Die Kirchentür stand immer offen und lud jeden, der vorbeispazierte, zu einem Besuch ein. In Wolfsberg gab es bloß einen hässlichen Flachbau am Stadtrand neben einer Autowerkstatt. Nur an dessen schief angebrachtem Kreuz neben der Tür konnte man erkennen, dass das wohl eine Kirche sein sollte.
»Auf zum ›Eis-Dealer‹!« Die Stimme seines Cousins riss ihn aus seinen Gedanken. Finn schubste Max vom Schachfeld, Anna-Lena hakte sich bei Piaphong ein und Thorston dackelte ihnen nach.
Die Eisdiele befand sich im »Rochen« zwischen einem Restaurant und einem Souvenirgeschäft. Thorston bestellte als Letzter, während die anderen schon an einem der kleinen Bistro-Tische vor dem runden Gebäude Platz nahmen. »Äh, 'tschuldigung!« Thorston hielt der jungen Frau hinter dem Tresen seine Waffel entgegen, in der eine Kugel Möwenschiss steckte. »Ich hatte Regentropfen bestellt!«
»Macht nix, alles gut«, lächelte sie seine Beschwerde weg und hatte ihm offenbar gar nicht zugehört. In diesem Punkt unterschied sich Maremünde offenbar nicht von Wolfsberg – Erwachsene interessierte anscheinend überall auf diesem Planeten extrem wenig, was man ihnen da gerade sagte. »Nächster, bitte«, trällerte die Frau und schon wurde Thorston von einem dicken Mann mit Glatze und drei Kindern beiseitegeschoben. Unzufrieden schlurfte er zu den anderen an den Tisch.
Auf dem Marktplatz sammelte sich nach und nach eine ordentliche Menschenmenge an. Max hing tief in seinem Stuhl und hielt sich seine Eiswaffel so dicht vor seine Nasenspitze, dass er schielte, während er davon aß. »Ich versteh gar nicht, warum alle so 'n Hype um diese dämliche Statue machen.«
Anna-Lena trank den geschmolzenen Rest Himmelblau aus ihrem Becher und sah zur Menschentraube rüber. »Das werden wir ja gleich sehen.«
»Die Finte ist definitiv ein hübscher Fisch«, sagte Finn und knabberte den Rand seiner Waffel entlang. »Sie schimmert silbrig und blau und hat auf jeder Flanke ein paar dunkle Tupfen – vom Kopf bis zur Schwanzflosse.«
Ohne von seiner Waffel aufzuschauen, fragte Max: »Und warum heißt das Ding dann ›Goldene Finte‹?«
»Keine Ahnung«, antwortete Finn schulterzuckend. »Es heißt ja auch ›Zum Goldenen Anker‹ und nicht ›Zum Rostigen Anker‹.«
»Wahrscheinlich, weil das wertvoller klingt«, sagte Piaphong.
»Und ist das Ding denn wirklich wertvoll?«, fragte Anna-Lena.
Max schüttelte den Kopf. »Garantiert nicht. Du kannst ja nicht einfach einen Klumpen Gold auf den Marktplatz stellen – der wäre doch sofort weg!«
»Stimmt«, gab Anna-Lena zu. »Aber die Finte ist bestimmt viel wert, weil ja jemand lange daran gearbeitet hat. Sonst wäre sie ja kein Kunstwerk.«
»Das hat gar nichts miteinander zu tun«, sagte Max. »Mein Onkel hat lauter sauteure Bilder bei sich an der Wand hängen. Da sind aber bloß ein paar Striche drauf und so 'n Blödsinn. Sowas krieg ich auch hin. Trotzdem hat er mega viel Geld für den Krempel ausgegeben.«
Inzwischen hatte sich die große Menschenmenge erwartungsvoll vor dem verhüllten Objekt versammelt. Die Freunde drängelten sich bis in die vordere Reihe vor. Bürgermeister Backhus, ein großer Mann mit dunkelgrauem Haar, Vollbart und dickem Bauch, stand mit geschwollener Brust vor dem verdeckten Kunstwerk, grinste breit und schüttelte vielen der Anwesenden die Hände. »Ja, wir sind auch sehr stolz … ein Zeugnis unserer Kultur … ein beeindruckendes Kunstwerk … in Zukunft nicht mehr wegzudenken«. Dann trat eine Frau in einem langen Sommerkleid, in grellen roten Pumps und mit einem noch grelleren roten Lippenstift an seine Seite. Sie hatte orange-braunes Haar und sah für so ein flatteriges Kleid, das einem Tinkerbell-Kostüm ähnelte, viel zu alt aus. Durch ihr welliges, kinnlanges Haar, das ihr faltiges Gesicht umrahmte, erinnerte sie Thorston an einen Cocker Spaniel auf einer Kostüm-Parade. Frau Garbe grinste in die Menschenmenge und schien vom Klatschen der Zuschauer ganz berauscht zu sein. Als der Bürgermeister das Mikrofon in die Hand nahm und seine Rede begann, wurde es ruhig in der Menge. »Liebe Maremünder, werte Freunde unserer schönen Stadt an der See, verehrte Liebhaber der Kunst und Kultur, ich begrüße Sie heute als stolzer Bürgermeister dieses wunderbaren Idylls an der Küste und präsentiere Ihnen in wenigen Minuten ein Kunstwerk, wie es die Welt noch nicht gesehen hat!«
Max verdrehte die Augen: »Boah! Langweilig! Der soll einfach das Tuch runterreißen, Mann!«
»Pst!«, zischte Anna-Lena und sah Max böse an. »Leise sein kannste einfach nicht, oder?« Sie schüttelte den Kopf und sah wieder nach vorn. Den Mann neben ihnen schien Max' Gemotze nicht zu stören. Er ließ von seiner Kamera ab, grinste Max kurz zu und drehte die Kamera dann hochkant, um ein paar Mal auf den Auslöser zu drücken.
»An meiner Seite sehen Sie eine Maremünder Künstlerin, die mit Leidenschaft und Herzblut ein Stück Kunst für uns alle geschaffen und dabei Natur und Kultur in schönster Weise miteinander verbunden hat: Frau Gunda Garbe!« Die Zuschauer klatschten wieder, während Herr Backhus noch immer überglücklich die zarte Hand der Dame schüttelte.
»Danke, vielen Dank«, antwortete sie sichtlich geschmeichelt und strahlte ins Blitzlicht der Kameras.
Der Bürgermeister fuhr fort: »In monatelanger Arbeit hat Frau Gunda Garbe ein Unikat gefertigt, das sie uns Maremündern und unserer geliebten Stadt stiften möchte – großzügig und selbstlos! Erleben Sie nun eine Premiere in unserer Stadtgeschichte: die Enthüllung eines vergoldeten Fisches, der unsere Vorfahren Jahrhunderte lang ernährt hat. Das Abbild eines Fisches, der fast ausgestorben schien. Das Abbild eines Fisches, der vor Kurzem wie auf wundersame Weise den Weg in unser heimisches Ge-wässer wiedergefunden hat, da hier nicht nur die Lebens-, sondern auch die Wasserqualität einmalig ist. Er wird fortan nicht nur im Zentrum unseres Marktplatzes, sondern ebenso im Zentrum unserer Herzen stehen.«
»Wir haben's kapiert, Mann.« Max scharrte mit den Füßen auf den Pflastersteinen herum.
»Meine lieben Gäste – sehen Sie und staunen Sie – ich enthülle: Die GOLDENE FINTE!« – Mit einem kräftigen Ruck riss Bürgermeister Backhus den weißen Stoff herunter und zum Vorschein kam – nichts! Nur ein etwa 1,50 m hoher Metall-Sockel vor einer wellenförmigen blauen Mauer.
Ein Raunen ging durch die Menge. Herr Backhus und die Künstlerin starrten fassungslos auf nichts als die leere Halterung, die vor der Mauer stand wie ein zurückgelassenes Stück Sperrmüll. Die Blitzlichter schossen drum herum auf wie Silvesterknaller. Nach ein paar Schrecksekunden fiel Herrn Backhus' Blick auf einen Zettel, der an der Mauer klebte. Er rupfte das Stück Papier ab und starrte drauf. Seine Miene verfinsterte sich. Gunda Garbe und einige Männer in grauen Anzügen umringten ihn sofort.
»Frechheit … unfassbare Dreistigkeit … ungeheuerlich«, hörte man die empörte Stimme von Herrn Backhus über die Lautsprecher, da er das Mikrofon noch immer in der Hand hielt. Sein Kopf glühte vor Wut. Er schob die grauen Gestalten beiseite und machte ein paar Schritte Richtung Publikum. Mit einem Stofftaschentuch wischte er sich den Schweiß vom Gesicht und begann vorzulesen:

 

»Des Nachts schlich ich auf leisen Sohlen
und hab euch die Goldene Finte gestohlen.
Die Finte soll euch ein Zeichen sein,
dass ich euch Dummköpfe legte rein!«

»Wow, endlich mal was los hier!«, freute sich Max und riss begeistert seine Augen auf, die hinter seinen dicken Brillengläsern jetzt erst recht zu riesigen Glotzkugeln wurden und einem nervös hin- und herlaufenden Herrn Backhus aufmerksam folgten. Armfuchtelnd brachte sich der Bürgermeister immer weiter in Rage und schubste nun einen Journalisten beiseite, obwohl der ihm nur ein Glas Wasser hatte reichen wollen. Frau Garbe sah aus, als würde sie eine Limette lutschen und Herr Backhus tät-schelte ihr etwas unbeholfen die Schulter.
»Schade«, sagte Finn enttäuscht. »Ich hätte die Finte gern als Stadtmaskottchen gehabt.«
»Stadtmaskottchen«, wiederholte Max abfällig, »braucht doch kein Schwein sowas.«
»Pssst, seid doch mal leise!«, zischte Anna-Lena. »Herr Backhus will noch was sagen!«
»1000 Euro!«, schmetterte der Bürgermeister plötzlich raus in die Runde. »Ich verspreche Ihnen 1000 Euro, wenn Sie uns den entscheidenden Hinweis auf den Täter oder auf die Finte selbst liefern!«
»1000 Euro!«, wiederholte Finn die Worte. »Mensch, Leute! Was könnten wir mit so viel Kohle alles anstellen?!«
Max' Augen funkelten. »Ja, Alter, nicht schlecht! So 'n paar Ideen kommen mir da!«
Ein älterer Herr in dunkler Uniform, der bestimmt einen Kopf größer war als Herr Backhus und einen Schnauzbart trug, drängte sich nun durch die Menschentraube zum Bürgermeister vor, redete kurz auf ihn ein und wandte sich dann ebenfalls an die Zuschauer: »Verehrte Damen und Herren, Polizist Jakobs mein Name, wie manche von Ihnen vielleicht wissen. Ich möchte Sie bitten, jegliche verdächtige Beobachtung bei uns auf der Wache zu melden. Es wird sich vielleicht alles recht schnell aufklä-ren. Eine Belohnung wird vorerst nicht ausgelobt.«
»Doch, doch!«, unterbrach ihn Herr Backhus wie ein störrisches Kind. »Ich will, dass der Täter schleunigst gefasst wird, und biete die Belohnung aus eigener Tasche! So etwas Unverschämtes lasse ich mir nicht gefallen! Ich bin schließlich der Bürgermeister! Diese Aktion bleibt nicht ungestraft! Dafür werde ich sorgen!« Er tätschelte Frau Garbe erneut die Schulter und mit einer zackigen Handbewegung verscheuchte er Herrn Jakobs wie ein lästiges Insekt.
Finn rieb sich die Hände, alle waren sich einig – gebrauchen konnten sie das Geld auf jeden Fall!
Jetzt wurde erst recht ein Foto nach dem anderen geschossen. Sogar ein Mikrofon wurde Herrn Backhus entgegengestreckt. Der junge Mann mit der Kamera neben ihnen schien ebenfalls von der Presse zu sein. Zumindest deutete sein schwarzes Polo-Hemd mit dem weißen Schriftzug »Zenit« darauf hin. Das »Z« war von einem orangefarbenen Kreis umschlossen, der an eine Sonne erinnerte. Thorston kannte das Logo, es gehörte zu dem Maremünder Käseblatt, das Tante Tine ihnen vorhin gerade erst über den Küchentisch geschoben hatte.
Piaphong betrachtete den Fotoapparat des Journalisten. »Tolle Kamera!«, sagte er.
»Danke! Ist eine Lumix«, erklärte der Mann und lächelte Piaphong kurz zu. Dann fixierte er wieder den Bürgermeister und Frau Garbe. Er drückte mehrfach hintereinander den Auslöser. Dabei wirkte er auf Thorston so sympathisch wie ein Scharfschütze aus dem Hinterhalt.
»Ja, ich weiß«, sagte Piaphong. »Ich hab das Vorgängermodell. Es ist zwar schon ein bisschen älter, aber es macht trotzdem tolle Bilder.« Piaphong hob kurz seine Kamera an, doch der Mann schaute gar nicht hin.
»Weißt du, Kleiner, eine hochwertige Kamera ist eine feine Sache. Aber das Wichtigste ist das Köpfchen dahinter.« Er tippte sich an die Stirn. »Und? Was hast du gern vor der Linse?«
»Am liebsten fotografiere ich Boote aller Art. Vom Kreuzfahrtschiff bis zur Nussschale.«
»Ja, genau«, warf Finn ein, »meins zum Beispiel!«
»Unseres!«, rief Max dazwischen.
»Ach, ihr habt ein Boot?«, fragte der Mann erstaunt.
»Ja, die Tipanik«, antwortete Piaphong, während Finn und Max sich darüber kabbelten, wessen Boot es jetzt war.
»Wirklich?« Der Mann steckte sich einen Kaugummi in den Mund.
Piaphong nickte. »Ich hab sie schon oft fotografiert. Hier – das ist sie.« Er hielt dem Mann das Display seiner Kamera hin.
»Wow. Tolles Foto, das du da gemacht hast.«
»Ich hab auch schon die Queen Mary 2 und die MS Europa fotografiert. Ich hab die Kamera fast immer dabei. Wollen Sie –«
»Sorry, ich muss los«, unterbrach er Piaphong und klickte eine Kappe auf das Objektiv. »In der Maremünder Unterwelt recherchieren, wo die Finte abgeblieben ist.«
Anna-Lena sah ihn entsetzt an. »Es gibt hier bei uns eine Unterwelt?«
»Klar«, sagte der Mann, als wäre das selbstverständlich. »Kanalratten gibt es überall. Sie sind mitten unter uns. Siehst du ja. Und natürlich in der Kanalisation.« Er tippte mit seinem Lederschuh auf den Gullydeckel unter sich.
Thorston verzog angewidert das Gesicht. Der Mann grinste.
»Hab mal 'ne Reportage über die Arbeiten in den Kanalrohren geschrieben – was sich da so alles tummelt … Das ist auch kriminell.« Er hob entschuldigend die Hände. »Sorry, Leute, ich muss los. Der nächste Termin wartet. Ciao.«
Die Zuschauermenge löste sich langsam auf. Finn zog sich seine Sonnenbrille vom Haar auf die Nase und trieb die Leute, die ohnehin schon im Begriff zu gehen waren, fort wie ein Film-Cop: »So, Leute, die Show ist vorbei. Es gibt hier nichts zu seh'n.« Er kicherte. »Los, Pia, knips ein paar Bilder vom Tatort! Wir kümmern uns um den Fall. Immerhin winken uns 1000 Flocken!«
Piaphong machte ein paar Aufnahmen aus verschiedenen Perspektiven und auch Finn schoss mit seinem Handy noch ein Foto, bevor es zum Hafen ging, wo Thorston endlich einen Blick auf die Tipanik werfen sollte.
Sie schlenderten zum Leuchtturm und bogen hinter ihm ab, um in den hinteren Bereich des alten Hafens zu gelangen. Dort durfte Finn den Liegeplatz eines Nachbarn nutzen, weil der gerade die Welt umsegelte und seinen Platz daher nicht brauchte. Sie schlossen sich dem Touristenstrom an und passierten den neonfarbenen Seenotkreuzer und etliche Passagierschiffe, die gemütlich am Anlegeplatz vor sich hinschaukelten und auf ihren nächsten Ausflug warteten. Die Möwen kreisten unentwegt über den Kuttern, von denen aus Pommes und Backfischbrötchen ver-kauft wurden. Frech waren sie – jagten manch einem kleinen Touristen durch die Hatz nach einem Pommes einen ordentlichen Schrecken ein oder verwirrten die Touristen, wenn diese gerade in ihre Fischfrikadelle beißen wollten, durch einen treffsicheren Tritt auf den Kopf – mitten aus dem Flug! Wer dann sein Brötchen fallenließ, sah es im nächsten Moment davonfliegen.
Max lief immer schneller und die anderen hatten Mühe, im Gewimmel Schritt zu halten. Thorston kam als letzter die Treppe zum Anlegeplatz heruntergesprungen.
»Das kann jawohl nicht wahr sein!«, hörte er Max motzen. »Welcher Penner war das?!«
Finn sah sich hektisch um. »Seh' ich richtig, dass unser Boot futsch ist?«, fragte er ungläubig.
»Jep«, antwortete Piaphong knapp und stützte die Hände in die Hüften.
»Toll! Und jetzt?« Wütend kickte Max einen Stein in die Luft, dem Anna-Lena gerade noch ausweichen konnte.
»Na, jetzt gucken wir erstmal, ob sie vielleicht an einem anderen Platz liegt«, sagte Anna-Lena. »Vielleicht haben wir die Tipanik nicht richtig festgemacht und jemand hat sie irgendwo anders angebunden. Wir hätten sie halt doch zu den Tretbooten am Strand legen sollen, wie sonst auch. Aber ihr wart ja zu faul, sie rüberzurudern und rauszuziehen.«
»Nee! Finn!«, polterte Max. »Finn war zu faul, sie rauszuziehen, und zu dumm, sie festzumachen!«
»Hallo?!« Finn winkte mit beiden Händen vor Max' Gesicht herum. »Erde an Max! Wir wissen doch noch gar nicht, warum sie weg ist! Ich bin wohl kaum zu dämlich, mein Boot anständig zu vertäuen!«
»UNSER Boot! Klar?! Du warst zu dämlich, UNSER Boot zu vertäuen!«, schnauzte Max und reckte sich Finn entgegen.
»Jetzt hört doch mal auf!« Anna-Lena drängte sich zwischen die beiden und sah mit bösem Blick von einem zum anderen.
»Lasst uns doch jetzt einfach nach ihr suchen«, sagte Thorston, weil er keine Lust hatte, Finns und Max' Stänkereien noch länger anhören zu müssen. Sie konnten doch froh sein, dass sie überhaupt ein Boot besaßen!
Zu fünft liefen sie schließlich das gesamte Hafenbecken ab. Finn sprach sämtliche Bootsbesitzer an und Piaphong hielt ihnen seine Kamera hin, um ihnen ein Bild der Tipanik zu zeigen, aber keiner wollte etwas gesehen haben. »Wie denn auch«, schimpfte Max, »wenn jeder nur seine Plauze in der Sonne grillt oder seinen Zinken in die Zeitung steckt!«
Enttäuscht gingen sie zurück zum Strand, um nachzuschauen, ob die Tipanik vielleicht doch bei den Tretbooten lag. Aber auch dort war nichts von ihr zu sehen.
»Oh Mann«, seufzte Finn, ließ sich in den Sand plumpsen und sah auf das Meer. »Das war's dann wohl mit Jagen auf Hochsee.«
»Hochsee«, schmunzelte Anna-Lena, setzte sich neben ihn und gab ihm einen Knuff in die Seite. Max streifte sich seine Turnschuhe von den Füßen und tapste ein paar Schritte ins Wasser hinein, während Piaphong mit einem Tuch seine Kamera säuberte.
Thorston setzte sich zu Finn und Anna-Lena. Sein Blick wanderte von den Tretbooten über die gelb-weiß gestreiften Strandkörbe in Richtung Marktplatz. »Ist schon komisch – erst ist die Skulptur weg und dann euer Boot.«

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